Ob Matteo Renzi sich wirklich den richtigen Berater gesucht hat? Immer wieder tauchte der amerikanische Kampagnen-Guru Jim Messina in den vergangenen Wochen im Palazzo Chigi auf, dem Sitz des italienischen Ministerpräsidenten in Rom. Für Premier Renzi geht es um alles beim Referendum am 4. Dezember, bei dem die Italiener eigentlich nur über eine Verfassungsreform abstimmen sollen, aber auch ein Urteil über die Regierung insgesamt fällen werden. Messina bewerkstelligte die Wiederwahl von US-Präsident Obama, beriet aber auch den ehemaligen britischen Premierminister David Cameron bei seiner im Desaster geendeten Anti-Brexit-Kampagne. Und zuletzt unterstützte er die misslungene Wahl von Hillary Clinton zur US-Präsidentin. Jetzt arbeitet er für Renzi. Keine exzellenten Aussichten für den Italiener, in den Umfragen liegen die Gegner der Reform vorne. Die Bedeutung der Volksabstimmung geht längst über die eigentliche Frage des Referendums hinaus. Ein „Nein“ der Italiener zur Verfassungsreform, die Renzi zum Kernprojekt seiner politischen Bemühungen erklärt hat, käme einem Misstrauensvotum gegen den 41-jährigen Premierminister gleich. Die politischen und wirtschaftlichen Konsequenzen sind kaum abzuschätzen. Renzis Rücktritt wäre wahrscheinlich. Monate der Unsicherheit lägen dann vor Italien und der EU. Ein
Zeichen für die angespannte Situation auf den Finanzmärkten sind der starke Anstieg der Zinsen für zehnjährige italienische Staatsanleihen sowie der Anstieg des sogenannten Spread, der den Zinsaufschlag auf italienische Papiere im Vergleich zu deutschen Staatsanleihen misst. Von einem Tiefstand im August bei 112 Punkten schnellte er zuletzt auf über 180 Zähler nach oben. Anlegern zufolge ist die Wahrscheinlichkeit eines Euro-Austritts Italiens inzwischen höher als der Griechenlands. Lange war man sich in Italien einig, dass das aktuelle parlamentarische System die Entwicklung des Landes bremst. Um autoritäres Regieren wie zu Zeiten des Faschismus zu vermeiden, pendeln Gesetzte seit der Nachkriegszeit lange zwischen zwei gleichberechtigten, aber mit verschiedenen Mechanismen gewählten Kammern hin und her. Unterschiedliche Mehrheiten waren die Folge, ein Kreuz für die Exekutive. Die nach Renzis Reform-Ministerin Maria Elena Boschi benannte und bereits von beiden Kammern verabschiedete Verfassungsreform sieht vor, den Senat zu einer untergeordneten Kammer zu degradieren und…