Es war der 3. April im Allianz Stadium von Turin. Juventus Turin spielte im Viertelfinale der Champions League gegen Real Madrid. Beim Stand von 0:1 flog eine Flanke durch den Strafraum. Cristiano Ronaldo setzte zum Fallrückzieher an und wuchtete den Ball spektakulär an Torwart Gigi Buffon vorbei ins Netz. Die Stimmen der spanischen TV-Kommentatoren auf der Pressetribüne überschlugen sich, die Juve-Spieler verharrten ungläubig auf dem Rasen. Und von den Rängen brandete respektvoller Applaus auf, diesem Tor zollten sogar die italienischen Tifosi Respekt. Drei Monate später, wo Cristiano Ronaldo nun für rund 100 Millionen Euro von Real Madrid zu Juventus Turin wechselt, muss die Szene von damals zur Legendenbildung herhalten. Wie es heißt, habe der Applaus der Turiner auch das Herz von Ronaldo nicht ganz kalt gelassen. „Dschuve“, wie der 33 Jahre alte Portugiese den italienischen Rekordmeister nennt, sei sein Traumziel gewesen. Zumal der Wunderstürmer schon als Hänfling auf seiner Heimatinsel Madeira eine Schwäche für die Italiener gehabt haben soll. Man kann die blumige Geschichte glauben. Vieles deutet jedoch darauf
hin, dass Ronaldos Wechsel zu Juventus Turin viel eher ein kühles, kapitalorientiertes Vernunftprodukt ist. Ronaldos Fisimatenten in Madrid waren allgemein bekannt. Der Spieler, der in 438 Spielen für Real 451 Tore erzielte und maßgeblich dazu beitrug, dass das Team viermal innerhalb der vergangenen fünf Jahre die Champions League gewann, konnte nicht genug bekommen. Zuletzt 23 Millionen Euro Netto-Jahresgehalt genügten ihm nicht, angeblich weil Leo Messi beim FC Barcelona und Neymar bei Paris Saint-Germain fast das Doppelte verdienten. Ronaldo, der als 20-Jähriger seinen alkoholabhängigen Vater verlor, bemisst seinen Selbstwert nicht zuletzt mit Geld. Juventus Turin bot 31 Millionen Euro Nettojahresgehalt und stach damit die Konkurrenz aus. Italienischen Medien zufolge wäre Ronaldo lieber zurück in die Premier League gegangen. Das hört man aber in der gegenwärtigen Turiner „Ronaldo-Manie“ (Gazzetta dello Sport) nicht so gerne. Probleme mit der Justiz Als Fußnoten werden in Italien auch die Probleme des Fußballers mit der spanischen Justiz behandelt.…