Die Graugänse Hansi Flicks sind bei Luciano Spalletti Enten. Sie sitzen im Weiher seines Bauernhofs in Montaione südwestlich von Florenz in der Toskana. Hier, am Ort seines Rückzugs, hat der "commissario tecnico" der italienischen Fußball-Nationalmannschaft fast den gesamten Sommer verbracht. Oft saß Spalletti auf seinem Traktor, zwischen Vogelstrauß und Esel. Gespräche führte der Coach vor allem mit sich selbst. Er habe sehr viel nachgedacht, berichtete Spalletti zum Start der neuen Saison. "Es war ein schrecklicher Sommer, denn auch wenn ich mich gezwungen habe, nicht daran zu denken, gingen meine Gedanken immer wieder zurück zum Spiel gegen die Schweiz." Eigentlich geht es für Italien an diesem Freitag zu Beginn der Nations League in Paris gegen den Erzrivalen Frankreich. Wie es scheint, sollen dieses und die folgenden Spiele (gegen Israel und Belgien) Italien und seinem Trainer aber vor allem zur Überwindung angehäufter Enttäuschungen dienen. Unverdaute verpasste Qualifikationen Da wäre zum Einen die bedrückende 0:2-Niederlage aus dem EM-Achtelfinale Ende Juni gegen die Schweiz, die in Italien als neuerlicher Tiefpunkt in der Geschichte der Nationalmannschaft aufgefasst
wird. Hilflos, fantasielos und eingeschüchtert schied die Squadra Azzurra aus. Unverdaut sind weiterhin auch die beiden verpassten Qualifikationen für die WM-Turniere 2018 und 2022, weshalb der Auftakt zur Nations League für Italien mit einem besonders großen Gewicht daherkommt. Das Abschneiden bei dem nun beginnenden Turnier beeinflusst die Auslosung der Gruppen für die Qualifikation zur WM 2026, zu der die UEFA diesmal 16 statt zuletzt 13 Teilnehmer entsenden wird. Eine weitere Zuschauerrolle bei einer WM würde auch im eigenen Land die Gewissheit zementieren, dass man trotz des Überraschungssiegs bei der EM 2021 und vier in der Vergangenheit gewonnener WM-Titel schlicht nicht mehr dazugehört zum Kreis der großen Fußballnationen. Es liegt also eine gewisse Schwere über diesem Neubeginn. Spalletti will jenem Trend mit Leichtigkeit begegnen, die allein schon charakterlich nicht gerade eine Spezialität des 65-Jährigen aus der Toskana ist. "Ich bewundere Spalletti für sein Misstrauen gegenüber dem Glück", hatte der aus…