Sie wollen irgendetwas Griffiges, aber Miroslav Klose entzieht sich den Fragen der Hauptstadtreporter wie ein glitschiger Fisch. Wie hat sich der Schütze des entscheidenden Tores gefühlt nach seinem Siegtreffer vor einer Woche im Derby in allerletzter Minute, will ein italienischer Journalist bei der ersten Pressekonferenz wissen, die Klose nach vier Monaten in Rom gibt. Und Miroslav Klose schiebt seinen Kopf vorsichtig in Richtung der Mikrofone, die vor ihm wie ein bedrohliches Bündel Neugierde auf einem großen Tisch aufgebaut sind. Kloses Vorteil ist, dass die Sprache noch wie ein Schutzschild zwischen ihm und der Presse steht, er spricht fast kein Italienisch. Es gibt nichts zu entschärfen in Kloses Worten, aber der Dolmetscher macht sie noch einmal harmloser, als sie es sowieso schon sind. Miroslav Klose sagt, er habe sich vorher bereits mit dem Stadtduell zwischen seinem Klub Lazio Rom und dem AS Rom beschäftigt. "Es waren immer sehr emotionale Spiele, und deshalb bin ich mir schon bewusst, was wir da als Mannschaft geschafft haben." Der Fisch flutscht zurück ins
Wasser. Die Reporter haben sich das anders vorgestellt. Sie hatten einige Tage zuvor ja gesehen, wie alle Ersatzspieler von Lazio Rom aufgesprungen und zur Werbebande vor der Fankurve gestürmt waren, wo die Mitspieler den Stürmer aus Deutschland schon zum Zentrum eines hüpfenden Menschenknäuels gemacht hatten. Ob er wollte oder nicht. Kein Klose-Salto, kein mit Zeigefinger und Daumen geformter Ring als Jubelgeste. Es war einfach keine Zeit. Klose waren nur ein paar Augenblicke für einen Schrei geblieben, der in der tosenden Begeisterung der Zuschauer unterging. Fünf Derbys hatte Lazio gegen den AS Rom nicht gewonnen. Eine Ewigkeit in Rom. Und auf einmal ist der 33 Jahre alte Nationalspieler aus Deutschland Auslöser eines fußballerischen Umsturzes in der italienischen Hauptstadt. Aber man merkt es Klose nicht an. Es scheint so, als habe Rom auf ihn dieselbe Wirkung wie eine steife Brise an der Weser oder ein kühles Bad im Tegernsee. In Bremen wurde der Stürmer…