Wir sitzen im Auto und denken über Pancakes nach, Pancakes mit Ahornsirup. Auf der engen Straße vor dem Supermarkt kommt uns ein Paar entgegen. Zwei Senioren, beide in Grau und Khaki gekleidet, er trägt eine Schildmütze auf dem Kopf, unter der ein paar weiße Haarbüschel hervorkriechen, und hat seinen rechten Arm bei ihr eingehakt. Sie hat lange graue Haare und eine rundliche Brille. Die beiden zwängen sich an unserem Auto vorbei. Er ist sehr alt. Ich sehe sein Gesicht, es ist ein bekanntes Gesicht. Er sieht mich nicht an. Ist das wirklich Erich Priebke? Man könnte jetzt in die Tiefgarage des Supermarkts fahren, dort parken und das Mehl für Pancakes kaufen gehen. Aber dieses Gesicht ist beunruhigend, nichts ist in diesem Moment unwichtiger als das Mehl für amerikanische Pfannkuchen. Wir sitzen unbeweglich da, unser Auto steht still und versperrt die Straße. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die erste Hupe tönt. Ich bin für einen Moment erschrocken, ratlos und schockiert. Es ist ein Schrecken, der sich in lauter Fragen auflöst: War das
wirklich Priebke? Das Alter würde passen, die Stadt auch. Sollte er nicht eigentlich im Gefängnis sitzen oder zumindest unter Hausarrest stehen? Warum läuft der hier frei herum? Es hupt. Wir fahren ein Stück weiter und parken. Der Alte und seine Begleiterin sind längst außer Sichtweite. Einkaufen oder dem Nazi hinterher? Es sind bereits ein paar Minuten vergangen, er wird über alle Berge sein, so langsam lief er gar nicht. Aber man trifft ja auch nicht alle Tage auf einen verurteilten Mörder. Vor allem bleibt die Frage: War er das überhaupt oder liegt es auch diesmal wieder daran, dass ich denke, jedes zweite Gesicht zu kennen? Die Frage lässt sich nur beantworten, wenn wir ihn suchen. Wir überqueren hastig die Straße, die Autos bremsen scharf ab. Auf der anderen Straßenseite sehe ich in der Ferne das Paar, gefolgt von zwei bulligen Typen mit gepolsterten Jacken und Turnschuhen. Sie biegen…