Glanzvoll ist dieses Karriereende wahrlich nicht. Hellas Verona steht als Absteiger der Serie A fest, Luca Toni war während seiner letzten Saison als Fußballer oft verletzt und erzielte gerade mal eine Handvoll Treffer. Sein Trainer Luigi Delneri vertraute ihm zuletzt auch nicht mehr richtig. „Ciao Bello!“, rief ihm eine süddeutsche Boulevardzeitung nach, als der italienische Stürmerstar im Jahr 2009 vom FC Bayern nach Italien zurückkehrte. Jetzt ist der Abschied endgültig.
Luca Toni hat entschieden, dass nach dem Heimspiel mit Hellas Verona am gestrigen Sonntag gegen Serienmeister Juventus Turin Schluss ist. Man muss sich mit 38 Jahren nicht mehr alles antun, denkt sich der Weltmeister von 2006. Auch das Match am letzten Spieltag in Palermo will sich Toni sparen. Und er hat recht: Wie sehr mühen und mühten sich die anderen, alternden Stürmerhelden von Berlin mit dem Absprung zu rechten Zeit.
Alessandro Del Piero wurde als Galionsfigur bei Juventus Turin vor die Türe gesetzt und der ewige Römer Francesco Totti hat sich selbst an den Rand der ultimativen Demütigung gebracht. Er würde sogar gratis für seinen AS Rom antreten, flehte er bis vor kurzem. Irgendein römischer Fußballgott bemerkte, dass in Totti doch noch magische Kräfte schlummern und lässt ihn nun serienweise entscheidende Tore erzielen, die wohl in einen letzten Jahresvertrag münden werden.
Im Gegensatz zu den Vereinsikonen aus dem italienischen WM-Team von 2006 war Toni der Tor-Vagabund, ein hochaufgeschossener Fußball-Söldner, ein manchmal schwerfällig wirkender, oft sehr effizienter Turm an der Schwelle zum modernen Geschwindigkeits-Fußball. Hübsch anzusehen sei sein Spiel bekanntlich nicht, sagte der schöne Toni über sich selbst. Die Münchner, die in ihm alle Stereotypen ihrer Italiensehnsucht wiederzuerkennen meinten, können Toni noch einmal im Juli erleben. Da soll der Prozess wegen 1,7 Millionen Euro angeblich hinterzogener Kirchensteuer während seiner Zeit beim FC Bayern beginnen. Ausgerechnet der katholische Luca, Traum aller italienischen Schwiegermütter!
Toni war immer beliebt, aber als Fußballer nirgends zu Hause. Bei sechzehn Profivereinen stand der Stürmer unter Vertrag, er brachte zuletzt sogar das Kunststück fertig, innerhalb eines Jahres bei drei Clubs anzuheuern. Der AS Rom, Juventus Turin, aber auch der al-Nasr Sports Club in Dubai gehörten zu seinen letzten Stationen. Im Mai 2008 wurde er mit dem FC Bayern nicht nur Deutscher Meister, sondern auch Torschützenkönig der Bundesliga (24 Tore). Zwei Jahre zuvor gelangen ihm in einer Spielzeit 31 Treffer im Trikot des AC Florenz. 2006 gewann er mit Italien in Deutschland die WM, „Berlino“ hat sich Toni deshalb auf den Oberarm tätowiert.
Als Beinahe-Methusalem und Anführer einer Bande von Milchbärten wurde er im vergangenen Jahr mit Verona noch einmal Torschützenkönig der Serie A (22 Tore). Nun ging es auch darum, die eigene Würde zu bewahren. Ein letztes Spiel, vor eigenen Fans, gegen WM-Kumpel Gigi Buffon im Tor von Juventus Turin, vielleicht noch einmal im Torjubel am Ohr drehen. Es gibt Fußballmärchen, die gehen schlechter aus.